Startseite Aktuelles Aktuelle Beträge Das Unsichtbare sichtbar machen – Der rheumatische Körper und seine Geschichten

Kunstprojekt

Das Unsichtbare sichtbar machen – Der rheumatische Körper und seine Geschichten

Kurz nach Beginn meines sechsten Lebensjahres – im Juli 1997 – tauchte plötzlich das Rheuma, erst in einigen wenigen und später in mehr als 40 Gelenken auf. Seitdem ist die Erkrankung mal mehr mal weniger präsenter, aber doch ständiger Begleiter meines Lebens. Aus diesem Grund geht Rheuma für mich weit über den Begriff der Krankheit oder Erkrankung hinaus und besteht stattdessen aus vielen Geschichten, die in und auf sowie um meinen Körper herum, von mir und anderen, geschrieben werden.

Eine dieser Geschichten ist mein Umgang mit meinen Händen. Diese sind mit am stärksten vom Rheuma betroffen und trugen schon früh viele Spuren. Zeit meines Lebens versteckte ich sie hinter zu langen Ärmeln und schämte mich, wenn sie nicht „richtig“ funktionierten und andere dies oder die Verformungen sahen. Ich habe diesen Teil meines eigenen Körpers gehasst und mich vor ihm geekelt. Das häufige Googlen nach rheumatischen Händen hat dabei nicht geholfen, sondern im Gegenteil die Akzeptanz der Krankheit weiter erschwert. Ich war ein Kind, eine Jugendliche und eine junge Erwachsene mit Rheuma – einer Krankheit, die viele mit ihren Großeltern verbinden und deshalb bei einer jungen Person nicht ernst oder gar nicht erst wahrnehmen (wollen). Zu Teilen traf das auch auf mich selbst zu. Ich wollte diese Realität nicht annehmen. Aus diesen Gefühlen und Erfahrungen heraus habe ich beschlossen, mich auf künstlerische Weise mit meinem Rheuma und dem Krankheitsbild generell zu beschäftigen. Der Prozess war ein langer, da ich erst den Schmerz aufarbeiten musste, um dann die Schönheit in mir und meinem eigenen Körper wiederzuentdecken. So arbeitete die Idee über sechs Jahre in mir, bis ich 2023 schließlich mit der Umsetzung des Kunstprojektes begann.

Im Rahmen des Projektes „Das Unsichtbare sichtbar machen – Der rheumatische Körper und seine Geschichten“ entstanden 17 ästhetisch ansprechende Fotografien von Körpern bzw. Körperteilen, die von rheumatischen Erkrankungen betroffen sind, sowie Skulpturen, die sich mit den externen Einflussfaktoren (z. B. Medikamente, Blutentnahmen, Berührungen usw.) von Krankheit auf Körper befassen. Mit dem Projekt gebe ich einen Einblick in einige meiner vielen Erfahrungen mit der Erkrankung und ermögliche es anderen, ihre Erlebnisse zu teilen. Denn – genau wie das Leben – zeigt sich Rheuma in verschiedenen Facetten. Der Schwerpunkt des Projekts liegt jedoch nicht auf der Darstellung der Hürden und des Leids, die das Rheuma mit sich bringen kann, sondern vielmehr auf der Hoffnung und vor allem Kraft, die in den Betroffenen selbst, in ihrem sozialen Umfeld, aber auch in den Fortschritten der medizinischen Behandlung zu finden sind. Ziel des Projekts ist somit, die Stärke und Resilienz des Individuums hervorzuheben, die Schönheit vielfältiger und atypischer Körper sichtbar zu machen sowie Betroffene zu empowern. Darüber hinaus soll das Projekt dazu beitragen, die Öffentlichkeit über diese oft unsichtbare Krankheit aufzuklären und die Stigmata in Bezug auf (chronische) Erkrankungen und körperliche Veränderungen abzubauen.

Diese Kunstwerke wurde in der rheumapraxis an der hase, in der ich seit 1997 Patientin bin, unter dem Titel „Die 17 Schönheiten und ihre Begleiter“ ausgestellt und sind in Teilen bis heute (Stand: Januar 2025) zu sehen. Das Gesamtprojekt wird von einem Buch, welches viele Gedanken, Gespräche, Ideen und Erlebnisse zusammenträgt, gerahmt.

EVA LAUSE

Künstlerin und Rheumatikerin

Kontakt:
Mail: evalause.art@gmx.de

Rechtliches

WORTREICH Gesellschaft für individuelle Kommunikation mbH 

Barfüßerstraße 12

65549 Limburg

Tel.: +49 (0)6431/590960
Fax.: +49 (0)6431/5909611

E-Mail: info(at)wortreich-gik.de