Der Fachverband Rheumatologische Fachassistenz e. V. schaut bereits auf eine 15-jährige Verbandszeit zurück.
Gemäß unserem Motto „Wir bewegen uns“ konnten viele Ziele erreicht werden. Weitere Herausforderungen warten auf uns, bei der Mission mit rheumatologischen MFA/RFA-Kapazitäten die Versorgung von Morgen zu gestalten, zunehmend delegativ tätig zu sein und für die Leistung anerkannt und fair entlohnt zu werden. Im Rahmen des Deutschen Rheumatologiekongresses 2024 in Düsseldorf fand vom 18.-19. September das 23. Fortbildungstreffen der Rheumatologischen Studien- und FachassistentInnen statt. Begrüßt wurde die Teilnehmerschaft vom scheidenden DGRh-Präsidenten, Herrn Prof. Christof Specker.
Für über 140 Rheumatologische Studien- und Fachassist/innen und MFAs, die in der Rheumatologie tätig und an Fort- und Weiterbildung interessiert sind, hatten wir ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt, hochkarätige Referentinnen und Referenten gewinnen können und das Thema Delegation durfte auch nicht fehlen. Seit der Weiterbildungsmöglichkeit zur RFA DGRh/BDRh wird geschaut, wie qualifiziertes und speziell geschultes Medizinisches Assistenzpersonal in Nachbarländern wie Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien, die ein anderes Ausbildungs- und Gesundheitssystem haben, in die Patientenversorgung delegativ eingebunden werden.
Seit der EULAR HPR-Mitgliedschaft 2017 besteht ein guter Kontakt zu rheumatologischen Einrichtungen und Nurses, was z. B. die Möglichkeit von Hospitationen in den Nachbarländern eröffnet. Auf dem BDRh-Kongress 2023 gab es die Diskussionsrunde „Arzt und Rheumatology nurse als bewährtes Team“ mit Dr. Muhammad Nisar und Julie Begum aus Luton/England; sie stellten dort ihre Arbeitsweise vor. Patricia Steffens-Korbanka, 2. Vorsitzende und Dr. Anna Buck, beide Osnabrück, haben sich zwischenzeitlich die Versorgung in Luton hautnah angeschaut und darüber berichtet. Ihr Fazit: Die medizinische Qualifikation von RFA und „qualified nurse“ ist absolut gleichwertig. Nurse in England ist deutlich etablierter im Versorgungsablauf. Die Wege für die Patienten sind in Deutschland kürzer und der Therapiebeginn oft schneller. Nicht die Ausbildung der RFA ist „das Problem“, eigentlich nur die rechtliche Legitimation!
Zu weiteren praxisrelevanten Themen für die Patientenversorgung zählte der Vortrag von PD Dr. Johannes Knitza, Marburg. Erläutert wurden etwa die Unterschiede von Gesundheits-Apps und rezeptierbaren Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs). Als Wegbereiter für Fortschritt in der Lehre mittels Gamification-Technik brachte Dr. Ruben Sengewein, Humeo GmbH, Düsseldorf, die LERN-APP RFA DIGIMED ins Spiel.
Die rheumatische Versorgung beschränkt sich nicht auf medikamentöse Therapien, sondern verordnet werden v. a. die physikalische sowie die ERGOTHERAPIE und teils Hilfsmittel, die körperliche Beeinträchtigungen ausgleichen (z. B. Schienenversorgung, Griffverdickungen) oder die Heilung fördern (z. B. Orthesen). Die Ergotherapeutin Maike Zander, Osnabrück, brachte uns Ihr Fachgebiet mit dem breiten Spektrum an Behandlungs- und Beratungsoptionen sowie praktischen Tipps zur Heilmittelverordnung Muster 13 näher. Wichtig war Frau Zander, die Blankoverordnung, anwendbar bei den Diagnosegruppen SB1, PS3, PS4, vorzustellen, die seit dem 1. April 2024 greift und extrabudgetär abgerechnet werden kann. Eine weitere aktuelle Gesetzesänderung teilte Prof. Dr. Georg Pongratz, Regensburg, in seinem Vortrag „Stellenwert von CANNABIS IN DER RHEUMATOLOGIE“ mit. Zum 18. Juli 2024 hat der G-BA festgelegt, bei welcher Qualifikation der Genehmigungsvorbehalt der Kassen bei Verordnung von medizinischem Cannabis entfällt: Gelistet sind 16 Facharzt- und Schwerpunkt- sowie 5 Zusatzbezeichnungen, darunter auch Fachärzte für Innere Medizin und Rheumatologie. Die Gesetzesanpassung ist Mitte Oktober 2024 in Kraft getreten. Die Verordnung von Cannabis in der Rheumatologie ist noch strittig, es fehlen klinische Studien mit Evidenznachweisen.
Das DEUTSCHE RHEUMA-FORSCHUNGSZENTRUM Berlin (DRFZ) zählt zu den international führenden Instituten auf dem Gebiet der Immunologie, experimentellen Rheumatologie sowie Epidemiologie. Aus der AG von Prof. Dr. Anja Strangfeld haben Doreen Huschek, Tanja Ellmann, Cindy Doerwald, Mandy Grope und Andreas Reich die Ergebnisse aus Ihrem Programmbereich vorgestellt, darunter die Erwachsenen- und Kinder-Kerndokumentation, RABBIT, RABBIT-SpA, JuMBO und Rhekiss. Es waren beeindruckende Daten, die zeigen, dass bei einem hohen Sicherheits- und Qualitätsstandard die Versorgung und Lebensqualität durch die Therapien verbessert werden konnten.
Das anspruchsvolle Thema EOSINOPHILIE mit der Unterscheidung von Hypereosinophilem Syndrom (HES) von der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) brachte Prof. Dr. Julia Holle, Neumünster, dem Auditorium näher. Die EGPA ist ein sekundäres HES, das nicht nur durch eine erhöhte Eosinophilenanzahl, sondern auch Vaskulitis kleiner und mittelgroßer Gefäße gekennzeichnet ist. Bei EGPA kommen Immunsuppressiva wie Glukokortikoide, Cyclophosphamid oder Methotrexat zum Einsatz, je nach Krankheitsstadium und -aktivität. Biologika wie Mepolizumab, und seit Kurzem Benralizumab, monoklonale Anti-IL-5-(Rezeptor-)Antikörper, sind ebenfalls eine vielversprechende Option, sowohl für die EGPA als auch für das idiopathische HES. Des Weiteren stellte Prof. Holle die brandaktuelle S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der ANCA-assoziierten Vaskulitiden“ vor, bei deren Erstellung die DGRh federführend war.
Das VEXAS-SYNDROM (Vacuoles, E1 enzyme, X-linked, Autoinflammatory, Somatic), eine neu identifizierte autoinflammatorische Systemerkrankung, welche es zu erkennen und therapieren gilt, ist ein ebenso spannendes Thema. Prof. Dr. Ina Kötter, Hamburg, gab hierzu einen guten Ein- und Überblick: Die Erkrankung beruht auf einer erworbenen somatischen Mutation des UBA1-Gens, betroffen sind überwiegend Männer in der zweiten Lebenshälfte. Die klinischen Symptome sind sehr vielfältig, sie können sich in Form von hämatologischen, dermatologischen und rheumatologischen Beschwerden äußern. Deren Überlappung macht die Diagnose oft herausfordernd – auch an effektiven Therapien hapert es derzeit noch. PD Dr. Paula Hoff, Berlin, präsentierte einen Überblick über die klinischen Merkmale der HYPOPHOSPHATASIE (HPP), pathophysiologische Hintergründe, diagnostische Methoden und therapeutische Ansätze. In den letzten Jahren hat sich die Diagnostik und Therapie der HPP erheblich verbessert. Besonders hervorzuheben ist die Einführung der Enzymersatztherapie mit Asfotase alfa, die seit vier Jahren für schwer betroffene Patienten zugelassen ist.
Prof. Dr. Johannes Strunk, Köln, veranschaulichte die Krankheitsbilder MYOSITIS VS. MYOPATHIE. Die Myositis verläuft oft schwer, oft sind auch Herz, Lunge oder Speiseröhre betroffen. Eine frühzeitige, präzise Diagnosestellung ist entscheidend, um eine effektive Therapie einzuleiten. Gefragt ist hierbei die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Neurologen, Rheumatologen, Dermatologen, Pulmologen und Kardiologen. Durch den Einsatz von Immunsuppressiva und gegebenenfalls einer Eskalationstherapie kann eine klinische Besserung erzielt und irreversible Schäden verhindert werden. Die „Myopathie“ zeichnet sich durch das Auftreten von muskulärer Schwäche und Muskelschwund aus. Beide können dauerhaft oder nur vorübergehend sein. Bei einigen Erkrankungen liegt die Ursache in der Muskulatur selbst. In anderen Fällen liegt eine Entzündungsreaktion oder eine andere Grunderkrankung vor. Auch Medikamente, z. B. Cholesterinsenker, Alkohol oder andere Giftstoffe können eine Myopathie hervorrufen.
Der Fachverband war wieder mit einem Stand im Rheumahaus vertreten, hier konnte man sich nach Belieben über unsere Aktivitäten informieren, per Touch auf dem PC-Display wurden Videos oder Kurzpräsentationen gezeigt. Die Kongresspräsidenten machten beim Rundgang Gebrauch davon und erhielten zusätzlich über die bebilderte Standrückwand Einblick in unsere aktuellen Projekte, z. B. die RFA Award-Verleihung 2024. Zu guter Letzt haben die rheumatologischen Fachkräfte, die 2 Tage intensiv gelernt haben, die Möglichkeit über die Lern-App RFA DigiMed Ihre Kenntnisse weiter zu vertiefen und Wissenslücken zu schließen. Hierfür wurde in der Bibliothek ein digitales Klassenzimmer eingerichtet, die Multiple-Choice-Fragen richteten sich nach den Lernzielen zu den Inhalten der gehörten Vorträge, und werden im Quiz-Duell-Format beantwortet. Besonders hilfreich ist, dass die Kernbotschaften nochmals hervorgehoben werden. Die Voraussetzung für den erfolgreichen Lernnachweis ist die Beantwortung aller Fragen mindestens einmal und davon dann 70 % korrekt. Wurde das Lernziel erreicht, wird die Lernerfolgskontrolle bescheinigt.
werden wir wieder ein vielfältiges Programm zusammenstellen und wir freuen uns jetzt schon auf die Fortbildungsveranstaltung und die persönlichen Begegnungen.
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