Der im Congress Center der Messe Wien ausgetragene EULAR-Kongress bot mit über 14.000 Teilnehmern und einer Rekordzahl von Abstracts und Postern gleich mehrere Superlative. Im Blickpunkt waren diesmal endgültig die aus der Hämatologie adaptierten Therapieverfahren – jenseits der bei therapierefraktären Kollagenosen segensreichen CAR-T-Zelltherapie ist hier der bispezifische T-Zell-Engager (BiTE)-Antikörper Blinatumomab zu nennen. Auf einige Highlights sei kurz eingegangen.
ENTZÜNDLICHE ARTHRITIDEN
Schon vor dem Kongress waren erste, äußerst vielversprechende Daten zu Blinatumomab bei therapierefraktärer rheumatoider Arthritis (RA) publiziert worden – ein großer Vorteil des i.v. zu applizierenden und ähnlich wie die CAR-T-Zelltherapie eine tiefe B-Zell-Depletion und quasi einen „Immunreset“ herbeiführenden „BiTEs“ ist, dass diese Therapieform leichter und wiederholt angewendet werden könnte (dies keineswegs nur bei der RA).
Nicht so bald mit Neuem ist bei der axialen Spondyloarthritis (axSpA) zu rechnen (mit Filgotinib wird aber ein „alter Bekannter“ in Phase-III geprüft). Spektakuläre Daten bot eine Treat-to-target (T2T)-Studie mit sehr früh diagnostizierten, therapienaiven axSpA-Patienten: Über 60 % erreichten nach sechs Monaten eine ASDAS-Remission, weitere 20 % eine niedrige Krankheitsaktivität. Gleich zwei Studien belegen die Machbarkeit eines Telemonitorings und patienteninitiierten Betreuung. Bei Psoriasis-Arthritis (PsA) wird sich das Therapiespektrum absehbar nochmals erweitern: Primäre Kandidaten sind nach einer erfolgreichen Phase-IIb/III-Studie der niedermolekulare Interleukin (IL)-17A-Inhibitor Izokibep sowie (in Phase-II) der Anti-IL-17A/F-Nanokörper Sonelokimab und Tyrosinkinase (TYK)-2-Inhibitor Zasocitinib. Wie sehr die oralen TYK2-Inhibitoren (zu Deucravacitinib sind bald Phase-III-Daten bei PsA zu erwarten) den Januskinase (JAK)-Inhibitoren Konkurrenz machen können, bleibt abzuwarten. Derweil zeigte sich für das bei der PsA gerne mal in Frage gestellte Methotrexat (MTX), dass es bei (sehr) früher PsA in einer Strategiestudie als hochdosierte Monotherapie einer Kombination mit Golimumab nicht unterlegen war. Nach einer Phase-III-Studie zu Ixekizumab bei Kindern und Jugendlichen mit juveniler PsA und Enthesitis-assoziierter Arthritis (EAA, dem Korrelat zur SpA) ist ferner von einer Zulassung des dann zweiten IL-17A-Inhibitors in diesen Indikationen auszugehen.
KOLLAGENOSEN
Bei den Kollagenosen war die CAR-T-Zelltherapie das alles überstrahlende Thema, jenseits des systemischen Lupus erythematodes (SLE) liegen auch positive Daten bei entzündlichen Myositiden und systemischer Sklerose (SSc) vor. Potenziell wird diese aufwändige Intervention in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, neue, z. B. mRNA-basierte Verfahren könnten diese breiter anwendbar machen. Noch unberücksichtigt blieb die CAR-T-Zelltherapie in den neuen EULAR-Empfehlungen zur SSc, die aber für interstitielle Lungenerkrankungen und pulmonale Hypertonie einige Neuerungen beinhalten. Auch bei schwerem SSc könnte das eingangs erwähnte Blinatumomab relevant werden. Beim SLE und Sjögren-Syndrom sollte man sich den BAFF-Rezeptor-Antikörper Ianalumab merken, nach positiven Phase-II-Daten sind Phase-III-Studien angelaufen. Eine Off-label-Alternative bei therapierefraktärem SLE und Lupusnephritis könnte der beim Multiplen Myelom zugelassene Anti-CD38-Antikörper Daratumumab sein. Beim Sjögren-Syndrom ruhen zudem Hoffnungen auf dem Anti-CD40-Antikörper Iscalimab und dem Anti-neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn)-Antikörper Nipocalimab, beide waren in Phase-II-Studien wirksam.
VASKULITIDEN
Im Hinblick auf die Vaskulitiden ist wohl noch im Jahr 2024 die Zulassung des IL-5-Rezeptor-Inhibitors Benralizumab für eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) zu erwarten, der eine ähnliche Effektivität wie Mepolizumab zeigt. Von Interesse war ferner eine Studie beim schweren Behçet-Syndrom mit vaskulärer bzw. neurologischer Beteiligung, die klare Vorteile von Infliximab gegenüber Cyclophosphamid aufzeigte. Recht bald wird nach positiven Daten einer Phase-III-Studie zur Remissionsinduktion und Steroideinsparung bei Riesenzellarteriitis (RZA) mit Upadacitinib eine (orale) Alternative zu Tocilizumab (und MTX) zur Verfügung stehen. Und mit dem derzeit noch in Phase-III geprüften Secukinumab steht bei RZA (und Polymyalgia rheumatica) direkt ein weiterer vielversprechender Aspirant in den Startlöchern. Last but not least lohnen sich die on-demand bis Jahresende abrufbaren EULAR-Sessions, hier ganz besonders die neuen EULAR-Empfehlungen zum Einsatz von Antirheumatika in der Schwangerschaft und Stillzeit, die mit einigen wichtigen Neuerungen aufwarten.
DER NÄCHSTE EULAR-KONGRESS FINDET ÜBRIGENS VOM 11. BIS 14. JUNI 2025 IN BARCELONA STATT.